Figuren im Diskurs
Methodische Zugänge zur Analyse komplexer kommunikativer Interaktionen am Beispiel Luxemburgs
Christoph Purschke

Das methodische Arsenal der Soziolinguistik bietet viele Möglichkeiten, öffentliche Diskurse mittels aggregierender, statistischer oder interpretativer Verfahren zu erschließen und analysieren. Neben Zugängen aus der empirischen Sozialforschung und Diskursanalyse kommen hier auch maschinelle Ansätze der Sprachverarbeitung und perzeptionslinguistische Methoden in Betracht. Am Beispiel der rezenten Diskussion über Mehrsprachigkeit und die gesellschaftliche Rolle des Luxemburgischen in Luxemburg möchte ich im Vortrag zeigen, wie sich solche Verfahren praktisch nutzbar machen lassen, um je unterschiedliche Hinsichten auf spezifische Aspekte des Diskurses zu entfalten, die als komplementäre Erkenntnisquellen für eine Analyse der Makrodynamik komplexer kommunikativer Interaktionen dienen können. Eine wichtige Funktion kommt in diesem Zusammenhang sogenannten "Diskurs-Figuren" zu. Neben zentralen Teilnehmer.innen an der öffentlichen Diskussion fallen darunter vor allem thematisch-stilistische Muster im Sprachgebrauch, aber auch sozial geteilte Bewertungsroutinen und mentale Repräsentationen der kulturellen Praxis. Für Luxemburg ergibt sich so das Bild eines Stellvertreterdiskurses, in dem latente gesellschaftliche Sollbruchstellen wie demographische und ökonomische Entwicklung gebunden, aber nur bedingt sichtbar sind, weil sie unter dem Deckmantel einer Diskussion über die Mehrsprachigkeit im Land ausgehandelt werden.

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